Was ist Planespotting eigentlich und welches Equipment braucht man dafür?
Heute möchte ich Euch eines meiner, zugegebenermaßen etwas spezielleren, Hobbies näher bringen: Dem Planespotting! Ich erkläre Euch, was es mit der ständigen Jagd auf Flugzeuge so auf sich hat. Also: Viel Spaß!
Was ist Planespotting?
“To spot”, das ist Englisch und bedeutet auf Deutsch so viel wie “beobachten”, “erkennen”, oder “lokalisieren”. Damit kommen wir dem Kern des ganzen schon gehörig näher. Ein “Spotter” ist eine Person, die sich gezielt dem Beobachten von Objekten widmen. Beim Planespotting sind diese Objektive zumeist große Blechbüchsen, die sich wie durch Zauberhand durch die Luft bewegen. Flugzeuge! Doch Planespotter beobachten diese Flugzeuge nicht nur, sondern fotografieren und filmen sie auch. Das kann in eine regelrechte Sammelleidenschaft übergehen.

Hier seht ihr eine Boeing 747-8 der Lufthansa, die auf der Runway 07R in Frankfurt landet!
Die Grundlagen: Welche Kamera brauche ich fürs Planespotting?
Beim fotografieren von Flugzeugen gibt es einige Eigenarten, die man vor dem Kauf seiner Kamera im Hinterkopf behalten sollte. Erstens: Im Flug bewegen sich Flugzeuge recht schnell. Geschwindigkeiten von 200-300 km/h sind hier keine Seltenheit. Außerdem befinden sich die Flugzeuge oftmals in nicht zu verachtender Distanz zum Fotografen.

Dieser Airbus A380 ist etwas weiter entfernt, als diese Aufnahme suggeriert!
Grundsätzlich ist es möglich, mit jeder Art von Kamera zu spotten. Allerdings empfiehlt es sich, statt einer Kompakt, oder Bridge Kamera zu einer Digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) zu greifen. DSLRs haben nämlich einige entscheidende Vorteile, wenn man sie mit Kompaktkameras vergleicht. Zum einen ist die Bildqualität aufgrund des größeren Sensors besser. Zum anderen ist die Auslöseverzögerung, also Zeit die die Kamera zwischen dem Scharfstellen und eigentlichen Fotografieren benötigt, weitaus geringer – Nichts ist ärgerlicher als ein Flugzeug, das an der Kamera vorbei rauscht, während diese noch gemächlich mit sich selbst beschäftigt ist! Außerdem kann man die Objektive an DSLRs ganz einfach wechseln. Sehr praktisch!

Flugzeuge sind flott unterwegs: Deswegen ist ein guter Autofokus beim Planespotting mehr als hilfreich!
Eine weitere Alternative sind mittlerweile die sogenannten Systemkameras. Diese haben einen zum Teil atemberaubende Serienbild Geschwindigkeiten und sind leichter und Kompakter als ihre großen Schwestern mit Spiegel. Natürlich kommt es bei der Wahl eurer Kamera auch auf Euer Budget an. Viel wichtiger als sündhaft teures Equipment zum Angeben ist nämlich Eure Technik und Dinge wie der Bildaufbau und eine geschmackvolle Nachbearbeitung. Ich kenne einige Planespotter, die auch mit günstigeren Bridge-Kameras schönere Ergebnisse abliefern als einige mit ihrer 3000 Euro teuren Canon EOS 5D Mark III. Denkt immer daran: Ihr macht das Foto. Nicht die Kamera.
Welcher Hersteller
In die Diskussion welchen Hersteller ihr bevorzugen solltet steige ich erst gar nicht ein. 😉 Egal ob Canon, Sony, Nikon, Pentax, Fuji oder Olympus: Jeder Kamerahersteller hat so seine Eigenheiten, Vor- und Nachteile. Geht am besten in das Fachgeschäft eures Vertrauens, nehmt ein paar Kameras in die Hand. Neben der Bildqualität ist es nämlich auch wichtig, dass ihr Euch mit eurem Gerät wohl fühlt und alle Tasten für euch bequem erreichbar sind.
Planespotting Objektive
Flughäfen haben es so an sich, dass sie recht geschützt sind. Logisch, denn nicht jeder Ottonormalbürger soll einfach so auf die “Luftseite” des Flughafengeländes gelangen. Deswegen sind die Airport Areale zumeist von (mehr oder weniger hohen) Zäunen umgeben. Das heißt: Die Objekte der Begierde sind recht weit weg! Um die Flugzeuge also bildfüllend auf die SD-Karte zu bannen sind Teleobjektive gefragt, also idealerweise Gläser mit einem Brennweitenbereich zwischen 50 und 600mm. Das kommt natürlich ganz auf die Position beim Planespotting an.

Ganz nah dran: Am Spotter-Point an der neuen Landebahn 25R/07L in Frankfurt sind keine riesigen Brennweiten nötig!
Falls ihr, wie ich, Canon Nutzer seid und kein wirklich großes Budget habt, kann ich Euch das Canon 55-250mm STM Objektiv ungemein empfehlen. Es kostet unter 200 Euro und bietet dafür eine sehr gute Bildschärfe. Ich benutze es für die allermeisten Flugzeugfotos die ihr auf Pilotstories sehen könnt! Manchmal sind mir die 250 natürlich etwas zu wenig. Aber mit einem Brennweitenbereich wie diesem seid ihr erst einmal gut versorgt. Hier findet ihr mein aktuelles Objektiv: Canon EF-S 55-250mm 1:4-5.6 IS STM Tele-Zoomobjektiv (58 mm Filtergewinde) schwarz. Für gewisse Situationen, zum Beispiel wenn ein Flugzeug direkt über euren Kopf fliegt, kann natürlich auch ein Weitwinkelobjektiv nützlich sein.

Dieses Foto einer Turkish Airlines A321 habe ich mit der maximalen Brennweite des 55-250mm STM Objektivs geschossen.
Die richtige Leiter für die Flugzeugfotografie
Wie schon eben kurz erwähnt, sind die meisten Flughäfen von Zäunen umgeben. Oft gibt es, wie zum Beispiel am Flughafen Frankfurt mit dem “Affenfelsen” spezielle Punkte für Spotter mit leichten Erhebungen, die es ermöglichen, über den Zaun hinweg zu fotografieren oder zu filmen.
Doch oft werdet ihr auf Orte treffen, die tolle Motive hergeben aber an denen der Flughafenzaun etwas zu hoch ist. Hier wird eine kleine Leiter benötigt, um über den Zaun zu lugen! Diese Leitern müssen gar nicht mal so teuer sein, oft gibt es beim Discounter auch begrenzte Angebote im Katalog. Alternativ gibt es hier eine gute bei Amazon: Hailo Aluminium Klapptritt K30 mit Anti-Rutschmatten (verschiedene Größen)

Dieses Foto der 757 an einer Außenposition am Flughafen Köln/Bonn wäre ohne Leiter nicht möglich gewesen!
Die Vielfalt Macht’s: Sammelleidenschaft
Neben dem bloßen Fotografieren (oder filmen)von Flugzeugen besteht der Reit beim Planespotting für einige auch im Sammeln! Sammeln? Genau! Jedes Luftfahrzeug hat nämlich ein eindeutiges Luftfahrzeugkennzeichen, das es von anderen unterscheidet. Diese verschiedenen Flugzeuge gilt es zusammenzutragen und zu katalogisieren! Gerüchte besagen, dass es Fotografen gibt, denen es gelungen ist die komplette (!) Lufthansa Flotte abzulichten. 🙂

Alle Lufthansa Flugzeuge werde ich wohl nie erwischen. Immerhin aber eine der neuen A320neo der Airline! 🙂
Das führt manche Planespotter zum Teil an entlegene und weit entfernte Flughäfen. Besonders beliebte Motive sind hierbei zum Beispiel auch Sonderlackierungen, “Erstlandungen” an bestimmten Flughäfen oder außerplanmäßige Landungen eines Flugzeugtyps der einen bestimmten Flughafen ansonsten nicht besuchen würde. Ganz so weit geht die Leidenschaft bei mir dann auch nicht: Ich zähle eher zu jeder Sorte von Flugzeugfotografen denen das Motiv als solches am wichtigsten ist.

Die Condor 767 “D-ABUM”, die in einer speziellen Retro-Sonderlackierung im Stiel der 1970er unterwegs ist!
Planung ist das A und O!
Ihr habt Eure Kamera und das dazu passende Objektiv käuflich erworben und wollt einfach drauf los knipsen? Nichts wie los! 😉 Allerdings ist beim Planespotting (und auch beim Fotografieren im Allgemeinen) eine gute Planung ganz hilfreich, um vorbereitet zu sein und Frustration zu vermeiden, zum Beispiel wenn eine erhoffte Maschine einfach nicht auftauchen will oder es urplötzlich regnet, als ob der liebe Gott eine erneute Sintflut heraufbeschwören will!

Hier wurde das Wetter etwas schlechter: Trotzdem ließ sich die 777F der Aerologic noch ganz gut einfangen!
Zuerst gilt es, geeignete Positionen zu finden. Dafür eignen sich für viele Flughäfen Seiten wie www.spotterguide.net. Hier wird – ausführlich und liebevoll – Erklärt, welche Positionen sich an welchem Flughafen anbieten und welches Equipment wo hilfreich ist. Spotterguide nutze ich gerne und oft! Um abzuschätzen, wann man mit welcher Maschine rechnen kann bieten sich Seiten wie zum Beispiel Frankfurt Aviation Friends für Frankfurt oder Dusinfo für Düsseldorf an. Um dann vor Ort zu checken, wo sich das gewünschte Flugzeug gerade befindet nutze ich die App Flightradar.
Planespotting ist nicht überall erwünscht!
Achtung! Nicht an jedem Flughafen ist Planespotting erwünscht oder gar erlaubt. So braucht man zum Beispiel in Paris eine spezielle Genehmigung und einen kleinen Ausweis, der einen als Spotter identifiziert. Dieser ist gegen ein kleines Entgelt zu erwerben. An Flughäfen, wie zum Beispiel Dubai, ist das Spotten dagegen sogar gänzlich verboten. Vorab lohnt es sich also, sich zu informieren.
Meiner Meinung nach ist das Planespotting ein sehr reizvolles Hobby. Man kommt an die frische Luft, lernt nette Menschen kennen und wird mit schönen Fotos belohnt. Die Jagd hört niemals auf! Wenn ihr Fragen habt, schreibt mir sehr gerne an pttmnn@gmail.com. Ich versuche, jede E-Mail zu beantworten.
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Ein kleiner Hinweis zu den verwendeten Amazon Links: Hierbei handelt es sich um sog. “Affiliate Links”. Wenn ihr diese Benutzt und anschließend das Produkt kauft, unterstützt ihr meine Website, ohne Mehrkosten für Euch. Ich bewerbe ausschließlich Produkte die ich guten Gewissens empfehlen kann und selbst verwende!
Kann ich die Sony alpha 6000 mit dem 55-210mm Objektiv benutzen?! Danke für den Beitrag. Echt cool!
Ja klar, die Kamera passt sogar sehr gut. 🙂
Sehr informativ.
Vielen Dank.
Danke 🙂
Danke für diesen ausführlichen und inhaltsreichen Bericht. Ich habe das früher am Flughafen in Zürich gemacht und kann nur bestätigen was Du schilderst. Mit der Digitaltechnik heute ist das halt viel bequemer, denn wir mussten immer lange auf die Dias warten um dann festzustellen, dass der größte Teil der Bilder Mist war. 😉
Danke dir für deinen netten Kommentar! 🙂 Hehe, das kann ich mir gut vorstellen!
Danke! 🙂
Wieder ein schöner und interessanter Beitrag von Dir. Danke.