Das Flight Management System (FMS) – Einfach erklärt!
Neben den zwei menschlichen Gehirnen des Kapitäns und ersten Offiziers, die moderne Verkehrsflugzeuge sicher durch die Lüfte steuern, gibt es seit den frühen 1980er-Jahren ein weiteres Gehirn an Bord moderner Airliner. Jedoch eher eines technischer Art. Dieses Gehirn nennt sich „Flight Management System“ (FMS). Dieses System dient der fliegenden Besatzung als Hilfsmittel.

Was ihr hier seht, ist die Control Display Unit des FMS eines Airbus A320-200 im Flug. Der erste Offizier lässt sich auf dem Display die nächsten Wegpunkte auf unserer Flugroute von Köln nach Nizza anzeigen. Über diesen tollen Flug im Cockpit habe ich übrigens auch einen Artikel geschrieben. Schaut mal rein!
Das FMS – Ein Multitalent
Das Beste am Flight Management System ist aber, dass es diese Informationen nicht nur anzeigen kann, sondern (bei Flugzeugen moderner Generation) auch mit dem Autopiloten gekoppelt ist. Dieser kann so zum Beispiel nach dem Start das errechnete und vorprogrammierte vertikale und laterale Flugprofil automatisch abfliegen. Dabei hilft auch die integrierte automatische Triebwerksschubsteuerung.

Hier befanden wir uns auf unserem Flug von Köln nach Nizza kurz vor dem Start auf der Runway 14L. Ihr könnt im Navigation Display (das ist das zweite von rechts) gut den ersten Teil unserer Flugroute als grüne Linie erkennen. Diese wurde vorher mithilfe der CDU ins FMS eingegeben.
Damit das Flugzeug überhaupt weiß, wo es sich befindet, bestimmt es seine Position über das interne Trägheitsnavigationssystem, das INS. Das steht für “Inertial Navigation System”. Vereinfacht ausgedrückt hat das INS den Vorteil gegenüber klassischen Navigationsmethoden, dass es keinen Referenzpunkt braucht. Es ermittelt die geografische Position des Luftfahrzeugs durch Beschleunigungs- und Drehratensensoren. Diese Informationen werden während des Fluges fortlaufend aktualisiert. Das geschieht entweder über das GPS oder mithilfe von umliegenden VORs, also Drehfunkfeuern, und NDBs. NDBs sind “Non- Directional Beacons” also ungerichtete Funkfeuer. Diese NDBs dienen der Positionsbestimmung und senden ununterbrochen in alle Richtungen Funkwellen aus.
Das Eingabegerät fürs FMS – Die Control and Display Unit (CDU)
Das mit dem Flight Management System hört sich ja alles ganz toll an. Doch wie füttern die Piloten das System mit den relevanten Daten? Hier kommt die „Control and Display Unit“ (CDU) ins Spiel. Das kann man sich visuell in etwa wie einen gewöhnlichen kleinen Computer vorstellen, inklusive einer alphanumerischen Tastatur und einem kleinen Display zur Anzeige der Daten.

Hier tippt der erste Offizier etwas in die CDU.
Viele Infos für das FMS
Vor jedem Flug wird das FMS über diese CDU mit allen relevanten Daten gefüttert. Diese Daten bestehen im Wesentlichen aus dem Leergewicht des Flugzeugs (Zero Fuel Weight), dem Gewicht des getankten Treibstoffs, der Passagiere und der geladenen Fracht. Weitere essentielle Informationen, die das FMS vor dem Start benötigt, sind die geplante Flugroute und Reiseflughöhe, der Ab- und Zielflughafen sowie die geplante Reisegeschwindigkeit.
Diese Daten können auch während des Fluges immer wieder angepasst werden, um zum Beispiel einen neuen Anflug zu wählen, Warteschleifen zu fliegen oder die Route zu ändern. In fast allen Verkehrsmaschinen befindet sich die CDU zwischen den Pilotensitzen. Flugzeuge der neuesten Generation verfügen sogar über ein ganz neuartiges Eingabesystem inklusive Touchdisplays!
Mehr Luftfahrt Wissen auf Pilotstories!
Ihr wollt noch mehr über die komplexen Zusammenhänge der Luftfahrt erfahren? Dann könnten Euch meine bisherigen Artikel auch interessieren!
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Wenn ihr mehr aus dem Cockpit und über die Arbeit von Verkehrspiloten wissen wollt, dann lege ich Euch folgende Artikel ans Herz:
- Zwei Gastartikel von meinem Kumpel Sascha, in dem er Euch zeigt wie es ist, Pilot bei der SWISS zu sein. Im Ersten Artikel nimmt er Euch mit ins Cockpit seiner Avro. Im zweiten Artikel hat Sascha auf die CS100, das wohl modernste Kurzstreckenflugzeug, umgesattelt.
- Ein Artikel von meinem Kumpel Phil, Boeing 747 Pilot bei der Lufthansa. In seinem Artikel nimmt er Euch im Cockpit mit von Frankfurt nach Tokio.
Diese Themen werden übrigens auch in meinem Buch 101 Dinge, die man über die Luftfahrt wissen muss behandelt. Finden könnt ihr das Buch beim Buchhändler eures Vertrauens oder bequem bei Amazon unter diesem Link!
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