Der Autopilot – Fliegen Flugzeuge heute von allein?
„Pilot sein? Ist doch langweilig und einfach heutzutage, der Autopilot fliegt das Flugzeug doch sowieso von ganz alleine!“ – so oder so ähnlich würden es tatsächlich manche Leute formulieren. Unter anderem sogar Ryanair CEO Michael O’Leary. Doch das stimmt natürlich nicht ganz. Warum, das sollt ihr heute in diesem kleinen Artikel aus meiner Reihe Luftfahrtwissen erfahren. Viel Spaß!
Die Geschichte des Autopiloten
Zuerst einmal ein wenig Geschichte. Wie so viele Errungenschaften des Luftverkehrs fand auch unser Autopilot seine Anfänge in der Schiffahrt. Die Erfindung des Kreiselkompasses machte es den stählernen Eroberern der sieben Weltmeere zum ersten mal möglich, einen gewählten Kurs verlässlich zu halten.
Wenig später, und zwar im Jahre 1914, hielt ein solches System endlich auch in Flugzeugen Einzug. Dieser allererste Autopilot in einer „Curtiss C-2“ könnte immerhin schon ohne jegliche Eingaben des Piloten im Horizontalflug verbleiben. Dazu waren vier Kreiselkompasse direkt mit den Steuerflächen verbunden und auf deren Nullage geeicht. Die Entwicklung nahm immer rasanter Fahrt auf und so entwickelte sich ein einst recht simples System zum komplexen Pilotenhelferlein, wie wir ihn heute kennen.
Nichts geht ohne die Vorgabe der Piloten
Der moderne Autopilot ist, grob gesagt, einer von vielen kleinen Bausteinen in der Bedienung eines Flugzeuges. Was er kann, ist zum Beispiel die dreidimensionale Flugroute einzuhalten, die im FMS vorgegeben wurde, beziehungsweise den Anstellwinkel des Flugzeuges beim Geradeausfliegen immer so anzupassen, dass es die ausgewählte Flughöhe beibehält. Bei diesen Dingen hilft auch das sogenannte „Auto Thrust System“ (oder auch „Auto Throttle System“, ATS), das den Triebwerksschub je nach Fluglage automatisch anpasst.
Der Autopilot reagiert natürlich nicht eigenmächtig. Er braucht klare Vorgaben über den zu fliegenden Flugweg und die Geschwindigkeit, die er einhalten soll. Dafür gibt es zweierlei Möglichkeiten: Er bezieht seine Informationen entweder, wie erwähnt, aus dem FMS und hält die darin definierten Fluggeschwindigkeiten, Höhen und Richtungen ein, oder der Pilot greift manuell ein und wählt über ein spezielles Panel einen eigenen Steuerkurs (Heading, siehe folgendes Kapitel), eine neue Flughöhe und eine eigene Steig- und Sinkrate oder Geschwindigkeit. Das ist beispielsweise nötig, wenn der Fluglotse sich meldet und einen neuen Kurs vorgibt, der von der einprogrammierten Route abweicht.
Der Autopilot – Entlastung für die Piloten!
Während langer und monotoner Flugphasen erleichtert der Autopilot die Arbeit der Piloten natürlich auch erheblich. Auf der anderen Seite sind diese aber an anderer Stelle gefordert, denn sie müssen die Systeme sowie den Flugweg ständig im Auge behalten und überwachen. Außerdem sind auch dem Autopiloten Limits gesetzt. so kann der Autopilot der meisten modernen Verkehrsflugzeuge zwar automatisch landen, dies aber nur bis zu einer bestimmten Windgeschwindigkeit. Diese Limits sind immer im jeweiligen Betriebshandbuch vorgegeben. Ausserdem muss für eine sogenannte “Auto-Landing” nicht nur das Flugzeug entsprechend ausgestattet sein. Auch die Infrastruktur des Flughafens muss stimmen!
Theoretisch wäre auch ein vollautomatischer Flug inklusive Start und Landung möglich. Das zeigen nicht zuletzt militärische Flugzeuge wie die X-47B, die sich momentan in der Flugerprobung befinden. Diese Technologie hat allerdings noch nicht ihren Weg in die zivile Fliegerei gefunden. Neben technischen Hürden gibt es auch noch Hindernisse seitens der Gesetzgeber. Diese beschäftigen sich noch nicht allzu lang mit der noch recht jungen Drohnentechnologie.
Hier stellt sich unter anderem die Frage, ob unbemannte Passagierflugzeuge überhaupt gewollt sind. Umfragen unter Passagieren legen nahe, dass mehr als ein Drittel unter Ihnen niemals in eine Drohne steigen würden. Hersteller wie Airbus wollen die Entwicklung vorantreiben, so sagte Airbus Chef Thomas Enders Anfang 2017 „90 Prozent der Fehler bei Flugunfällen gingen auf menschliches Versagen zurück”. Lufthansa CEO Carsten Spohr hält dagegen und argumentiert, dass Piloten heute noch unverzichtbar seien. Im Oktober 2017 ging Spohr sogar noch weiter und entgegnete auf eine Frage der Rheinischen Post, was er von der “Vision des autonomen Fliegens ohne Pilot” hielte:
Nichts. Zumindest nicht für größere Passagierflugzeuge. Autonomes Fahren ist für mich dagegen realistisch, denn ein Fahrzeug kann bei einem Problem einfach stehen bleiben. Im Flugzeug brauchen wir auch in der Zukunft top qualifizierten Piloten.
Egal wer nun recht hat: Die Zukunft bleibt, wie immer in der Luftfahrt, spannend.
Fazit zum Autopiloten
Wie wir sehen können, hat der Autopilot heutzutage ganz schön was auf dem Kasten. Dennoch ersetzt er Verkehrspiloten nicht sondern entlastet ihn eher.
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Sehr interessant.
Vielen Dank 🙂